LORCH AM RHEIN

Die günstige Lage von Lorch am Rheinstrom und der Mündung des Wispertales hatte für Lorch bereits in vorgeschichtlicher Zeit verkehrspolitische und damit siedlungsbildende Bedeutung. Zur Umgehung des die Schifffahrt behindernden "Binger Lochs" wurde bereits sehr früh - wie Gräberfunde beweisen - ein Höhenweg zwischen Lorch und Rüdesheim genutzt. Wahrscheinlich waren die Kelten die ersten Siedler in Lorch.

Die Kernstadt

Zur römischen Zeit wurde Lorch als Wegestation von Soldaten auf dem Weg zum Limes genutzt. Aus dieser Zeit datieren Reste im Fundament des Kirchturmes. Den Römern folgten die Alemannen und spätestens ab dem 5. Jahrhundert hatten die Franken in Lorch Besitztümer. Reste eines fränkischen Saalhofs sind im Hof der Bäckerei Laquai am Markt erhalten.

Spätestens in diese Zeit fällt die Begründung der Lorcher Pfarrei, die Mutterkirche für die umliegenden Dörfer war. Etwa ab 1270 wurde mit dem Bau einer größeren neuen Kirche begonnen. Die vorhandene romanische Kirche wurde zu diesem Zweck abgerissen. Die Bauzeit dauerte bis zum Ende des 15. Jahrhunderts.

Im Mittelalter erlebte Lorch die Zeit seiner größten Blüte, was zur Ansiedlung zahlreiche Adelshofe (z. B. das Hilchenhaus) führte und auch einen Ausbau der Stadtbefestigung bedingte.

Ab dem 16. Jahrhundert setzte durch Änderung der Verkehrsströme im Rheintal und Kriege ein langsamer wirtschaftlicher Rückgang ein, der Mitte des 19. Jahrhunderts durch eine verbesserte Verkehrsanbindung aufgehalten werden konnte.

Nach dem 1. Weltkrieg machte ein Kuriosum Lorch noch einmal weithin bekannt. Durch einen Fehler bei der Festlegung der Besatzungszonen blieb Lorch und sein Hinterland unbesetzt und bildete ein flaschenhalsähnliches Gebilde, den Freistaat Flaschenhals.

Aus der langen Zeit seiner Geschichte haben sich eine Reihe von Sehenswürdigkeiten erhalten. Dadurch ist ein Besuch in Lorch immer lohnend.

Kirche St. Martin

Der heute zu sehende Bau wurde in der Zeit von 1270 bis zum Ende des 15. Jahrhunderts am Platz eines romanischen Vorgängerbaus errichtet. Zunächst wurde der Chor von kölnischen Dombauleuten erbaut. Danach folgte im ersten Viertel des 14. Jahrhunderts das Haupt- und Ende des 15. Jahrhunderts das Seitenschiff. Abgeschlossen wurde die Baugeschichte mit dem Bau einer Vorhalle mit Treppenverbindung zum Markt.

In der Kirche sind verschiedene bemerkenswerte Kunstwerke erhalten geblieben. Neben dem Taufstein, einem Chorgestühl aus dem 13. Jahrhundert und dem Christ-Königs-Kreuz, ist vor allen Dingen der Schnitzaltar von 1483 - der erste monochrome Schnitzaltar - bedeutend. Weiterhin sind verschiedene Grabplatten, die aus einem Stamm geschnitzte Ölbergsgruppe und die Orgel zu erwähnen.

Hilchenhaus

Das Hilchenhaus ist einer der ehemals zahlreichen Lorcher Adelshöfe und wurde von 1546 - 1572 erbaut. Es gilt als einer der bedeutendsten rheinischen Renaissancebauten. Sein Bauherr war Hans Hilchen, der im Türkenkrieg von 1542 als oberster Feldmarschall das Reichsheer führte. Er erlebte jedoch die Fertigstellung nicht mehr.

Das Hilchenhaus ist als massiver Bruchsteinbau erbaut und verputzt. Bemerkenswert ist die monumentale Fassade mit den reich verziertem Balkon und dem Doppelerker.

Stadtbefestigung

Durch seine Lage und wirtschaftliche Bedeutung wurde Lorch schon früh gezwungen, sich zu befestigen. Von der ursprünglichen Mauer sind nur noch geringe Reste erhalten, da sie Anfang des 19. Jahrhunderts aus Geldmangel auf Abbruch versteigert wurde.

Erhalten sind insbesondere die Wehrtürme Nollig, Strunk und Hexenturm. Ebenfalls sind im Bereich der Wispermündung im Leprosenhaus Reste der alten Befestigung zu erkennen.

Der Strunk wurde 1557 als Eckbollwerk der Befestigung der Wispermündung aus Bruch- und Sandsteinen gebaut. Er diente als Wehr- und Befestigungsturm. Das obere Geschoss und die Wehrplatte des runden Turms sind durch einen vorgewulsteten Treppenturm erreichbar. Im Schillergärtchen beim Strunk steht ein Kriegerdenkmal, das an den deutsch-französischen Krieg von 1870/71 erinnert.

Nollig

Der Nollig sieht auf seinem Platz hoch über Lorch aus wie eine kleine Burg. Diese Funktion hatte er jedoch wahrscheinlich nie inne. Er war - zunächst als Fachwerk-Wehrturm - um 1300 n. Chr. als Teil der Lorcher Stadtbefestigung errichtet worden. Später wurde das Fachwerk massiv ausgemauert und durch zwei angedeutete Rundtürme ergänzt.

Ursprünglich sollte die Stadtmauer bis zum Nollig heraufgeführt werden. Dies wurde jedoch nie ausgeführt. An der vorgesehenen Anbaustelle lässt sich jedoch sehr gut die ursprüngliche Größe der Stadtmauer erkennen. Sie war ca. 6 m hoch und 1,3 m dick.

Rathaus und Robert-Struppmann-Museum

Das Rathaus der Stadt Lorch befindet sich am Marktplatz. Es ist ein in den letzten Jahren renoviertes wuchtiges Fachwerkhaus mit gemauertem Erdgeschoss. Erbaut wurde es Anfang des 19. Jahrhunderts.

Im modernen Anbau befindet sich das Heimatmuseum der Stadt Lorch. Schwerpunkt der Ausstellung ist die Sammlung Pfaff, die Kunstsammlung des Pfarrers Anton Pfaff, welche dieser 1925 seiner Heimatstadt Lorch vermachte.

Mittelpunkt der Sammlung ist die sakrale plastische Kunst. Das Lorcher Heimatmuseum ist somit das einzige Kunstmuseum des Rheingau-Taunus-Kreises.

 

Fachwerkhäuser

Aus der reichen Baugeschichte der Stadt haben sich eine Reihe von Fachwerkhäusern erhalten, die zum Teil in den letzten Jahren liebevoll renoviert wurden.

Neben dem Rathaus sind unter anderem das Leprosenhaus, der Gronauer Hof in der Wisperstraße und verschiedene Häuser im Kirchspiel und der Rheinstraße zu erwähnen.

Bei einem Spaziergang durch die Stadt lassen sich viele weitere hübsche und ansehenswerte Ecken finden.

Kreuzkapelle

Die Kreuzkapelle befindet sich außerhalb des eigentlichen Stadtgebietes am Eingang zum Wispertal, das zu jeder Jahreszeit zu ausgedehnten Wanderungen einlädt.

Die Kapelle wurde am 26.07.1677 vom Weihbischof Adolf Gottfried Volusius eingeweiht. 1788 wurde sie erweitert.

Die Errichtung der Kreuzkapelle hängt mit geschichtlichen Ereignissen im Jahre 1460 zusammen. In diesem Jahr kam es im Zuge von Streitigkeiten zwischen Kurpfalz und Mainz an dieser Stelle zu Kämpfen zwischen Lorchern und Sauerthälern.

Zur Erinnerung wurde dort zunächst ein Kreuz erreichtet, das später durch die Kapelle ersetzt wurde. Noch heute findet eine Kreuzwallfahrt zu dieser Kapelle am ersten Sonntag im Mai statt.

Lorcher Stadtteile

Im Zuge der Gebietsreform wurden 1977 freiwillig die Gemeinden Espenschied, Ransel und Wollmerschied der Stadt Lorch angegliedert.

Diese werden in den folgenden Abschnitten kurz vorgestellt.

Lorchhausen

Lorchhausen wird erstmalig als Husen in einer Urkunde des Jahres 1211 erwähnt. Bereits 1350 gehörte Lorchhausen als befestigtes Vorwerk zu Lorch. Lorchhausen war von einer rund 500 m langen Ringmauer mit Türmen und Durchlässen umgeben. Reste der Wehranlage sind bis heute erhalten geblieben.

Im Jahre 1773 wurden die Gemarkungen von Lorch und Lorchhausen getrennt. Der Zusammenschluss mit der Stadt Lorch im Jahre 1971 erfolgte auf freiwilliger Basis.

Hervorzuheben sind in Lorchhausen die Pfarrkirche, die nach einem Brand der alten Kirche, 1884 eingeweiht wurde und die Clemenskapelle, die idyllisch gelegen, über Lorchhausen thront.

Espenschied

Espenschied ging aus einer Grundherrschaft des Erzbischofs von Mainz hervor und findet erstmals im Jahre 1187 als "Espelscheid" urkundliche Erwähnung. Um 1250 - 1260 erscheint das Dörfchen in einem eppsteinischen Lehensverzeichnis. Das in einer reizvollen Landschaft gelegene Dorf hat einen märchenhaften Aufstieg erlebt, der aber nicht nur der Lage sondern auch der Tüchtigkeit seiner Bewohner zuzuschreiben ist. Im Jahre 1974 wurde Espenschied das Prädikat Staatlich anerkannter Luftkurort zuerkannt.

Ransel

Ransel wird erstmalig im Jahre 1187 als "Ramsel" genannt. Es gehörte zu den ersten Stützpunkten des Mainzer Erzstiftes, das bereits in dieser Zeit neben dem Hof Ransel einen Hofsitz in Weisel besaß. Im Jahre 1653 wurde Ransel Pfarrei. Seit 1765 besitzt der Ort ein eigenes Gerichtssiegel, das die Schutzpatronin der Kirche, die hl. Katharina zeigt.

Wollmerschied

Wollmerschied tritt erstmals urkundlich im Jahre 1324 bei der Grenzbestimmung im Norden des Rheingaues in Erscheinung. Der Ort ging aus einer Grundherrschaft des Erzbistums Mainz hervor. 1675 trennte Ransel seine Waldmark von der Wollmerschieds. Für 1797 ist ein Gerichtssiegel nachgewiesen, das das Bild der Dorfkapelle über dem Mainzer Rad zeigt.

Weitere Auskünfte:

Heimat- und Kultur-Verein
Postfach 1143
65398 Lorch am Rhein

Telefon: 06726 399
E-Mail: info@lorch-rhein.de

www.kultur-heimatverein-lorch.de
www.lorch-rhein.de

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